Projekt C – #neudenken

Der öffentliche Raum des Portugiesenviertels wird maßgeblich von einer gastronomischen (Erdgeschoss-) Nutzung charakterisiert.  Die Corona-Pandemie hat immer noch großen Einfluss auf das alltägliche Leben. Neue Umgangsformen miteinander mussten erlernt werden und der öffentliche Raum wurde zum Testfeld für neue Strategien, Lösungen und Konzepte. 

Insbesondere die im Portugiesenviertel stark vertretene Gastronomie-Branche war durch das Herunterfahren des gesellschaftlichen Lebens stark getroffen und musste immer wieder neue Ansätze erarbeiten, um den vorgeschriebenen Hygienestandards gerecht zu werden. Viele Restaurants haben daher ihren Betrieb aus den Innenräumen nach draußen auf die Straße verlagert. Durch solche neuen attraktiven Lösungen wurden viele Potentiale aktiviert. Warum also nicht die Pandemie als Chance betrachten und als Anlass zum #neudenken unserer öffentlichen Räume nehmen? In den Sommermonaten prägen somit Außentische, Bänke und Sitzgelegenheiten das Straßenbild, die schmalen Gassen und Straßen werden im wesentlichen durch Restaurantbesucher*innen und Anwohnende bespielt. Da sich der Gastronomiebetrieb ebenfalls auf den Straßenraum ausweitet und dieser onehin begrenzt ist, erweist sich die Parkplatzsuche für Autofahrer*innen oftmals als schwierig. 

Im Winter wird vermutet, dass der Bedarf für die Außengastronomie aufgrund der Witterung schwindet und sich die Nutzungsansprüche verschieben. 

Aus dieser saisonalen Nutzung lassen sich zwei verschiedene Mobilitätskonzepte ableiten, die in Abhängigkeit der Mobilitätsbedürfnisse der Nutzer*innen im Winter und im Sommer flexibel eingerichtet werden können.

ZIELE

Mit dem Konzept für das Portugiesenviertel werden folgende Ziele verfolgt. Zuallererst soll eine höhere Wohn-, Lebens- und Aufenthaltsqualität geschaffen werden. Die soll durch weniger Autos im Quartier und mehr Platz für Gastronomie, Kunst und Kultur auf den Straßen erzielt werden. Um eine Verringerung des Kfz-Verkehrs zu schaffen, gilt es alternativen Fortbewegungsmittel genügend Raum im Quartier zu geben. Deshalb soll eine attraktive und umweltschonende Mobilität ermöglicht werden. Auch der ruhende Kfz-Verkehr sowie die Parkplatzsuche kann sich im Portugiesenviertel als Problem erweisen. Um den Straßenraum ideal nutzbar zu machen und den Verkehr an Parkplatzsuchenden zu reduzieren, soll daher ein besseres Parkraum-Management realisiert werden. 

KONZEPT

Wie eingangs erwähnt stützt sich das Mobilitätskonzept auf eine saisonalen Umnutzung und besteht somit aus zwei Konzeptkompnenten. Die erste Komponente ist die SOMMERSAISON und die zweite die WINTERSAISON.

Im Sommer sollen die Ditmar-Koel-Straße, der Bauerknechtgraben, der Wolfgangsweg, die Reimarusstraße, die Rambachstraße und die Karpfangerstraße für den motorisierten Individualverkehr gesperrt werden. Die dadurch gewonnen Parkflächen, werden den Restaurants zur Verfügung gestellt, die die Fläche für die Außengastronomie nutzen können. Die Außengastronomie bietet den Gastronom*innen zusätzliche Sitzplätze und ist daher von Vorteil. Der restliche Straßenraum steht Fußgehenden, Radfahrenden und Scootern zur Verfügung. Dadurch werden die Straßen belebt und die Aufenthaltsqualität gesteigert. Das Straßenbild wird so einladender gestaltet. 

Im Winter fällt die Sperrung der Straßen für den MIV weg und die Straßen sind wieder für diesen befahrbar. Ebenfalls werden die Parkflächen für den MIV genutzt, da im Winter die Außengastronomie wegfällt. Damit sich der MIV in den engen Straßen des Quartiers aufgrund der Parkplatzsuche nicht staut, soll hier das auf dem “World Congress on Intelligent Transport Systems” vorgestellte Projekt “Digitales Parken” Anwendung finden. Dieses Projekt basiert darauf, dass im vorhinein digital Parkplätze gesucht und gebucht werden und somit diese anschließend gezielt angefahren werden können. Vereinzelt sollen außerdem Parkplätze mit temporär errichteten Fahrradboxen versehen sein, damit Fahrräder und Scooter vor Wind und Wetter geschützt sind. Zugleich können besagte Boxen zur Aufladung von Scootern oder E-Bikes genutzt werden. Es könnte auch eine Reparaturstation in einer solchen Box platziert werden.

SAISONALE UMNUTZUNG

EVENTISIERUNG

Als Übergang zwischen den beiden Mobilitätskonzeptkomponenten ist jeweils ein Event vorgesehen, welches die neue Saison einleiten. Diese Events stehen in Abhängigkeit zu der kommenden Saison. Denkbar wäre beispielsweise als Event, welches die Wintersaison einleitet, eine Art Weihnachtsmarkt zu veranstalten. Die Events dienen auch dazu aufzuzeigen, dass im Sommer der Autoverkehr von den Straßen genommen wird und im Winter dieser wieder zulässig ist. Neben der Übergangsfunktion sind diese Events auch ideal dafür, die Nachbarschaftsstukturen des Quartiers zu stärken und die besondere Aufmerksamkeit kommt außerdem der Gastronomie zu.

MOBILITY HUB

Um das Ziel der attraktiven und umweltschonenden Mobilität im Quartier zu realisieren, soll eine stationäre Interventionen in Form eines Mobility-Hubs platziert werden. Dieser Mobility-Hub soll zwischen der Brauerknechtgraben und der Ditmar-Koel-Straße errichtet werden.

Die dort vorhandene Fläche ist ideal dafür geeignet und bietet genügend Platz. An diesem Mobility-Hub kann urbane Mobilität Station machen, was bedeutet, das auf unterschiedliche Mobilitätsangebote umgestiegen werden kann. Hier sollen nicht nur Leihfahrräder verfügbar sein, sondern auch eine Ladestation für E-Roller und Scooter. Diese Intervention ist dauerhaft und kein Teil der saisonalen Umnutzung.

SOCIAL MEDIA

Für eine bedarfsgerechte Planung ist das Einbeziehen der Bedürfnisse von Betroffenen und Anwohnenden in den Planungsprozess und eine Transparenz besonders relevant. So kann das Verfahren der Planung legitimiert werden.

In der zunehmend digitalisierten Gesellschaft bieten sich dafür die sozialen Medien an. Getreu dem Motto “#neudenken” soll auch bei diesem Projekt ein Bezug zu digitalen Beteiligungsformen hergestellt werden. Hierfür wurde das soziale Medium “Instagram” als Plattform und interaktive Schnittstelle zwischen uns Planenden und der Öffentlichkeit herangezogen. Der Account wurde zu Projektbeginn erstellt und dort durch Postings oder Storys über den Projektverlauf informiert. Bedürfnisse und Interessen wurden durch Umfragen in Storys oder durch Kommentare unter Postings gesammelt und in den Projektverlauf einbezogen. Nach knapp drei Monaten, die der Account bis jetzt besteht, wurden bereits einige Erfolge erzielt. Es wurden, wie eingangs erwähnt, Bedürfnisse und Interessen von Betroffenen gesammelt, aber auch Unterstützung von Institutionen wie dem VHH Bus und der Umweltbehörde Hamburg (BUKEA) durch ein Abonnement verdeutlicht. Generell hat die Nutzung gezeigt, dass Verknüpfungen in der Branche bestehen und über Instagram verfestigt werden können. 

Zudem wurde auch ein YouTube Kanal erstellt, welcher sich zur Verbreitung von Videos anbietet. Das Video der Begehung wurde unter 01 Ausgangslage zur Verfügung gestellt.

PORTUGIESENVIERTEL MOBIL auf INSTAGRAM




Um eine saisonale Umnutzung im Portugiesenviertel zu ermöglichen, bedarf es im nächsten Schritt eines ausgeprägten Partizipationsverfahrens. Dabei gilt es besonders die Interessen der Anwohnenden und Gastronom*innen in das Verfahren mit einzubeziehen. Von Relevanz ist ein daher niedrigschwelliges Angebot, dass die Beteiligung erleichtert.
Erste Erkenntnisse bezüglich der Einbringung von Technologien, wie AR, in den Beteiligungsprozess wurden bereits festgehalten. Jonas Fegert (et al.) beschäftigt sich in “Ich sehe was, was du auch siehst. Über die Möglichkeiten von Augmented und Virtual Reality für die digitale Beteiligung von Bürger: innen in der Bau-und Stadtplanung.” (2021) intensiv mit der Thematik. Insbesondere hebt er hervor, dass eine ähnliche Wissensbasis für die Partizipation durch die Visualisierungen generiert werden kann. Unter Anderem stellt er den Ansatz “Take Part” vor, welcher über eine App Visualisierungen ermöglicht. Ziel ist es dabei durch den technischen Einsatz neue Impulse zu setzen, um Bürger*innen zu motivieren an Beteiligungsprozesse teilzunehmen und durch eine hohe Beteiligung mögliche Konfliktpunkte bei einem Projekt zu minimieren. (vgl. Fegert. 2021)
Um die Beteiligung der Bürger*innen zu fördern kann zum Beispiel eine Applikation entwickelt werden. Diese soll über eine einfache und gut strukturierte Benutzeroberfläche verfügen, um besonders anwender*innenfreundlich zu sein. Hierbei kann die Anwendung von Augmented Reality integriert werden.  

© frieda ingwersen, mia krohn, tom-niklas püstow